Weniger Berufsverkehr und bessere Work-Life-Balance: Homeoffice trägt dazu bei
Ziel: Verringerung berufsbedingter Fahrten
Fast die Hälfte aller PKW-Fahrten erfolgt im beruflichen Pendelverkehr oder im Rahmen dienstlicher Aktivitäten. Maßnahmen zur Reduktion des Pendelverkehrs leisten daher einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende. Neben anderen Maßnahmen im 1,5-Grad-Gesetzespaket wie der Abschaffung der Entfernungspauschale hilft die Förderung von Homeoffice dabei, die Arbeitswelt weniger verkehrsaufwändig zu gestalten.
Verschiedenen Studien zufolge wäre ein Anteil der Telearbeit von 40 Prozent sowohl für Arbeitnehmende als auch Arbeitgebende möglich. In einem konservativen Szenario von 25 Prozent Telearbeit-Anteil mit zwei zusätzlichen Homeoffice-Tagen pro Woche liegt das CO2-Einsparungspotenzial bei 3,2 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr; bei einem Anteil von 40 Prozent sogar bei 5,4 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.
Zur Förderung von Homeoffice sieht das 1,5-Grad-Gesetzespaket folgende Regelungen vor:
Notwendige Regelungen
Verankerung eines Rechts auf Homeoffice für Arbeitende, deren Tätigkeiten sich auch von Zuhause erledigen lassen. Eine Orientierung für eine Neuregelung könnte der finnische Working Time Act sein, der es der Mehrheit der in Vollzeit beschäftigten Arbeitnehmenden für die Hälfte der Arbeitszeit freistellt, wann und von wo sie arbeiten. Die höhere Flexibilität wird durch strengere Vorschriften zu Pausen und Ruhezeiten ergänzt, um die Entgrenzung der Arbeitszeit zu vermeiden. Mehrere Studien weisen darauf hin, dass flexiblere Arbeitsbedingungen die Motivation, Zufriedenheit und Produktivität steigern.
Verringerung der Dienstreisen: Der VDR zählte 2018 ca. 190 Millionen Dienstreisen für deutsche Unternehmen. Das Wuppertal-Institut/EY gehen davon aus, dass in Deutschland 30 Prozent aller Dienstreisen durch virtuelle Meetings ersetzt werden könnten. Das 1,5-Grad-Gesetzespaket sieht hier vor, dass Betriebe ab 20 Mitarbeitern zu einem Mobilitätsmanagement verpflichtet werden. Zu den Maßnahmen im Rahmen des Mobilitätsmanagement könnte z. B. zählen, dass virtuelle Meetings und Bahnreisen Vorrang vor Flügen haben.
Ausbau der digitalen Infrastruktur: Insbesondere im ländlichen Raum ist der rasche Ausbau von Glasfaseranschlüssen und der Einführung eines flächendeckenden 5G-Netzes für alle Haushalte eine unbedingte Voraussetzung für die Ermöglichung der Telearbeit.
Steuerliche Absetzbarkeit von Homeoffice-Arbeitsplätzen: Im Zuge der Erfahrungen der Corona-Pandemie wurde die Rechtslage dazu im Januar 2021 geändert. Die Reform sieht die Möglichkeit vor, eine Pauschale von 5 € pro Tag, maximal jedoch 600 € im Kalenderjahr (also 120 Tagen im Homeoffice) geltend zu machen. Sie wird allerdings auf die Werbungskostenpauschale angerechnet und bleibt daher für alle Arbeitnehmer, deren Werbungskosten (inklusive Homeoffice) unter 1000 € wirkungslos. Daher sollte eine sozial gerechtere einheitliche Lösung durch Erhöhung der Pauschale oder Entkopplung von den Werbungskosten umgesetzt werden.
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Welche Chancen und Risiken bieten hier vorgestellten Maßnahmen für den Wandel zu einer klimaneutralen Gesellschaft?
Welche Herausforderungen müssen berücksichtigt werden?
Sollte in diesem Zusammenhang nicht auch die steuerliche Förderung von Dienstwägen und die Pendlerpauschale gestrichen werden? Die wirken hier eher kontraproduktiv.
Pendlerpauschale nur für die Angestellten, die ihre Arbeit ausschließlich am Arbeitsplatz ausführen müssen (Produktion, Pflege, Handel, Kultur, etc)
Und dann auch nur, wenn sie nachweisen können, keine Anbindung an den ÖNPV zu haben.
Dienstwägen nur für unvermeidbare Dienstreisen.
Aber wer sollte das prüfen, ob eine Arbeit ganz oder teilweise in der Firma geleistet werden muss und ob es wirklich keine zumutbare ÖPNV-Anbindung gibt? Da könnte man vermutlich gleich eine neue Behörde gründen, die das verwaltet. Wäre es nicht leichter
a) eine Pendlerpauschale nur noch für das ÖPNV-Ticket zu gewähren, aber nicht mehr für den PKW
b) Dienstwagen generell nicht mehr gesondert staatlich zu fördern. Firmen können Dienstfahrzeuge eh als Betriebsausgaben geltend machen.
- Die Option die Arbeit von zu Hause auszuführen kann unter klimapolitischen Aspekten sinnvoll sein, es müssen jedoch gesetzliche Regelungen bezüglich Arbeitsschutz gegeben sein um die mentale Gesundheit der Arbeitnehmer*innen zu schützen.
"In einem konservativen Szenario von 25 Prozent Telearbeit-Anteil mit zwei zusätzlichen Homeoffice-Tagen pro Woche liegt das CO2-Einsparungspotenzial bei 3,2 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr; bei einem Anteil von 40 Prozent sogar bei 5,4 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr." Hm. Wie berechnet sich das, bzw. ist dabei bereits eingerechnet, wie sich die angenommene HomeOffice-Zeit auf Energieverbrauch durch Server-Infrastruktur auswirkt? So sinnvoll ich es finde, mit diesen Maßnahmen den Verkehr von der Straße (oder im Fall von Dienstreisen auch vom Himmel) zu bekommen, so muss doch auch durchgerechnet werden, ob durch vermehrten Energieverbrauch durch Datenverkehr nicht durch die Hintertür die Maßnahmen kontraproduktiv werden. Sonst haben wir dasselbe Problem wie bei Waren, deren Preise auch nicht den natürlichen Ressourcenverbrauch einkalkulieren.
Dazu muss eine gute ordnungspolitische Begleitung her: Arbeitszeiten müssen definiert werden, es muss geklärt werden, wie der häusliche Energieverbrauch ordentlich abgerechnet wird usw. Mein Mann und ich waren jahrelang im HomeOffice für ein Softwarehaus tätig, daher kenne ich die ewigen Diskussionen:
Mir wurde unterschwellig häufig vom AG unterstellt, ich würde während der Arbeitszeit meinen Haushalt machen und die Kinder bespaßen (dieses Problem hatte mein Mann nicht) und über die Energiekosten (die über einen Zwischenzähler erfasst wurden) mussten wir jedes Jahr diskutieren, denn es hätte ja sein können, dass wir private Geräte über den "Dienststrom" laufen lassen. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass es von unserer Seite oft Zeiten gab, wo wir am Wochenende gearbeitet haben, weil man dann mal in Ruhe komplexe Sachverhalte durchdenken konnte, ohne dass Kunden anriefen.
Hallo Anja, Danke für deinen Kommentar. Das Gegenüberstellen von reduziertem Reiseverkehr vs. zusätzlichem Home-Office-Server ist ein interessanter Aspekt. Hast Du dazu weitere Informationen die wir nutzen könnten? Des Weiteren frage ich mich gerade ob es einen Unterschied beim Energieverbrauch macht, ob ich einen Server vom/im Büro benutze oder dies von Home-Office aus tue? Viele Frage zu klären 😁. Danke & Gruss Hartwig
"Recht auf homeoffice" birgt sozialen Sprengstoff durch Ausgrenzung und Umverteilung:
Wie viele % der erwerbsarbeitenden Bevölkerung
- könnten ihre Tätigkeit auch vom homeoffice aus ausführen?
- leben so, dass es für die anderen Haushaltsmitglieder dauerhaft zumutbar ist?
- haben dadurch persönliche Vorteile?
Die Idee ist sicher interessant, aber noch lange nicht ausgegoren. An den sozialen Ausgleich ist zu denken, damit die dadurch entstehenden volkswirtschaftlichen Vorteile fair verteilt werden.
Das ist sehr richtig; es sollte auf jeden Fall in der Hand der Arbeitnehmenden bleiben, ob und in welchem Umfang ein eingeräumtes Recht auf Homeoffice wahrgenommen wird.
Außerdem sollte es nicht an bestimmte räumliche / materielle Voraussetzungen gekoppelt sein (qm-Fläche, eigene Raum, technische Ausstattung etc.), um die besagt soziale Ungleichberechtigung abzuschwächen.
Eine Teillösung könnte sein, dass Arbeitgeber, die nun kleinere Büros brauchen weil nie alle gleichzeitig im Büro sind, das gesparte Geld in eine HomeofficePauschale stecken, mit denen Arbeitende etwas bessere Umstände für das Homeoffice schaffen könnten oder in ein Co working space was in Fussnähe zu ihrem Zuhause ist, arbeiten könnten.
Das ist ein wunderbar guter Vorschlag!
Vor vielen Jahren wollte ich das schon vorantreiben, war aber wohl etwas zu früh dran mit dieser Idee.
Nun hat uns die Pandemie etwas bei der Verwirklichung dieser Idee "geholfen".
Es gibt bereits Architekten und andere Schlaue Köpfe, die sich mit diesem Thema beschäftigen!
https://www.ndr.de/fernsehen/After-Corona-Club-mit-Niklas-Maak,sendung1038242.html
Kommentare (11)
Sollte in diesem Zusammenhang nicht auch die steuerliche Förderung von Dienstwägen und die Pendlerpauschale gestrichen werden? Die wirken hier eher kontraproduktiv.
Pendlerpauschale nur für die Angestellten, die ihre Arbeit ausschließlich am Arbeitsplatz ausführen müssen (Produktion, Pflege, Handel, Kultur, etc)
Und dann auch nur, wenn sie nachweisen können, keine Anbindung an den ÖNPV zu haben.
Dienstwägen nur für unvermeidbare Dienstreisen.
Aber wer sollte das prüfen, ob eine Arbeit ganz oder teilweise in der Firma geleistet werden muss und ob es wirklich keine zumutbare ÖPNV-Anbindung gibt? Da könnte man vermutlich gleich eine neue Behörde gründen, die das verwaltet. Wäre es nicht leichter
a) eine Pendlerpauschale nur noch für das ÖPNV-Ticket zu gewähren, aber nicht mehr für den PKW
b) Dienstwagen generell nicht mehr gesondert staatlich zu fördern. Firmen können Dienstfahrzeuge eh als Betriebsausgaben geltend machen.
Vielen Dank Euch für die interessante Diskussion. Wir werden Eure Punkte diskutieren!
- Die Option die Arbeit von zu Hause auszuführen kann unter klimapolitischen Aspekten sinnvoll sein, es müssen jedoch gesetzliche Regelungen bezüglich Arbeitsschutz gegeben sein um die mentale Gesundheit der Arbeitnehmer*innen zu schützen.
"In einem konservativen Szenario von 25 Prozent Telearbeit-Anteil mit zwei zusätzlichen Homeoffice-Tagen pro Woche liegt das CO2-Einsparungspotenzial bei 3,2 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr; bei einem Anteil von 40 Prozent sogar bei 5,4 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr." Hm. Wie berechnet sich das, bzw. ist dabei bereits eingerechnet, wie sich die angenommene HomeOffice-Zeit auf Energieverbrauch durch Server-Infrastruktur auswirkt? So sinnvoll ich es finde, mit diesen Maßnahmen den Verkehr von der Straße (oder im Fall von Dienstreisen auch vom Himmel) zu bekommen, so muss doch auch durchgerechnet werden, ob durch vermehrten Energieverbrauch durch Datenverkehr nicht durch die Hintertür die Maßnahmen kontraproduktiv werden. Sonst haben wir dasselbe Problem wie bei Waren, deren Preise auch nicht den natürlichen Ressourcenverbrauch einkalkulieren.
Dazu muss eine gute ordnungspolitische Begleitung her: Arbeitszeiten müssen definiert werden, es muss geklärt werden, wie der häusliche Energieverbrauch ordentlich abgerechnet wird usw. Mein Mann und ich waren jahrelang im HomeOffice für ein Softwarehaus tätig, daher kenne ich die ewigen Diskussionen:
Mir wurde unterschwellig häufig vom AG unterstellt, ich würde während der Arbeitszeit meinen Haushalt machen und die Kinder bespaßen (dieses Problem hatte mein Mann nicht) und über die Energiekosten (die über einen Zwischenzähler erfasst wurden) mussten wir jedes Jahr diskutieren, denn es hätte ja sein können, dass wir private Geräte über den "Dienststrom" laufen lassen. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass es von unserer Seite oft Zeiten gab, wo wir am Wochenende gearbeitet haben, weil man dann mal in Ruhe komplexe Sachverhalte durchdenken konnte, ohne dass Kunden anriefen.
Hallo Anja, Danke für deinen Kommentar. Das Gegenüberstellen von reduziertem Reiseverkehr vs. zusätzlichem Home-Office-Server ist ein interessanter Aspekt. Hast Du dazu weitere Informationen die wir nutzen könnten? Des Weiteren frage ich mich gerade ob es einen Unterschied beim Energieverbrauch macht, ob ich einen Server vom/im Büro benutze oder dies von Home-Office aus tue? Viele Frage zu klären 😁. Danke & Gruss Hartwig
"Recht auf homeoffice" birgt sozialen Sprengstoff durch Ausgrenzung und Umverteilung:
Wie viele % der erwerbsarbeitenden Bevölkerung
- könnten ihre Tätigkeit auch vom homeoffice aus ausführen?
- leben so, dass es für die anderen Haushaltsmitglieder dauerhaft zumutbar ist?
- haben dadurch persönliche Vorteile?
Die Idee ist sicher interessant, aber noch lange nicht ausgegoren. An den sozialen Ausgleich ist zu denken, damit die dadurch entstehenden volkswirtschaftlichen Vorteile fair verteilt werden.
Das ist sehr richtig; es sollte auf jeden Fall in der Hand der Arbeitnehmenden bleiben, ob und in welchem Umfang ein eingeräumtes Recht auf Homeoffice wahrgenommen wird.
Außerdem sollte es nicht an bestimmte räumliche / materielle Voraussetzungen gekoppelt sein (qm-Fläche, eigene Raum, technische Ausstattung etc.), um die besagt soziale Ungleichberechtigung abzuschwächen.
Eine Teillösung könnte sein, dass Arbeitgeber, die nun kleinere Büros brauchen weil nie alle gleichzeitig im Büro sind, das gesparte Geld in eine HomeofficePauschale stecken, mit denen Arbeitende etwas bessere Umstände für das Homeoffice schaffen könnten oder in ein Co working space was in Fussnähe zu ihrem Zuhause ist, arbeiten könnten.
Das ist ein wunderbar guter Vorschlag!
Vor vielen Jahren wollte ich das schon vorantreiben, war aber wohl etwas zu früh dran mit dieser Idee.
Nun hat uns die Pandemie etwas bei der Verwirklichung dieser Idee "geholfen".
Es gibt bereits Architekten und andere Schlaue Köpfe, die sich mit diesem Thema beschäftigen!
https://www.ndr.de/fernsehen/After-Corona-Club-mit-Niklas-Maak,sendung1038242.html