Die Baubranche gehört weltweit zu den ressourcenintensivsten Branchen. In Deutschland werden jedes Jahr 550 Millionen Tonnen mineralischer Rohstoffe verbaut. Ihre Herstellung ist sehr energieintensiv, und bei der Zementherstellung für Beton fallen neben den brennstoffbedingten CO2-Emissionen außerdem noch Prozessemissionen an. Gleichzeitig ist die Baubranche für fast 55 Prozent des deutschen Abfallaufkommens verantwortlich.
Neben der Förderung von CO2-sparenden Bauweisen lassen sich Emissionen im Bau insbesondere vermeiden, wenn Bauteile und Baustoffe in möglichst hochwertiger Form wiederverwendet oder -verwertet werden. Aktuell handelt es sich bei der Wiederverwertung von Baustoffen zu 99,5 Prozent um Downcycling. Hochwertige Baustoffe aus dem Bau- und Tiefbau werden meist im Straßen- und Deponiebau verfüllt.
Gebäude sollten stattdessen als Rohstofflager betrachtet werden. Zur Förderung der Wiederverwendung von Baustoffen sieht das 1,5-Grad-Gesetzespaket daher folgende Maßnahmen vor:
Kreislauffähigkeit als Voraussetzung für Baugenehmigung: Im Rahmen einer Novelle der Gewerbeabfallverordnung (GewAbfV) sollen Bau- und Abbruchabfälle verpflichtend getrennt erfasst werden. Außerdem sollen die Abfallmengen zur Entsorgung minimiert werden, um den Aufwand bei der späteren Aufbereitung zu verringern.
Quote für die Verwendung gebrauchter Baustoffe/Bauteile: Der vorranginge Einsatz von RC-(Recycling)-Baustoffen sollte gesetzlich verankert werden.
Vorrang sekundärer Baustoffe bei der öffentlichen Auftragsvergabe: Seit der Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes Ende 2020 gilt der Vorrang sekundärer, ökologisch vorteilhafter Baustoffe bei der Auftragsvergabe des Bundes. Allerdings wurden weder Sanktionsmöglichkeiten noch Berichtspflichten für die Vorrangregelung in § 45 KrWG eingefügt. Diese sollten ergänzt werden.
Außerdem sollten alle Bundesländer den Vorrang für RC-Baustoffe einführen.
Als Best-Practice-beispiel kann die Baustoff-Recycling-Strategie der Schweiz dienen: Dort werden RC-Baustoffe konsequent bei öffentlichen Bauten eingesetzt.
Primärrohstoffe besteuern: Es sollte eine Primärrohstoffsteuer auf Baustoffe eingeführt werden. Die Verteuerung von Primärrohstoffen würde Sekundärbauteile und -baustoffe wirtschaftlich attraktiver machen. Das Steueraufkommen sollte dazu genutzt werden, um ressourceneffizientes Bauen zu fördern, etwa für Forschungs und Entwicklung.
Verfüllsteuer: Die hohe Wiederverwertungsquote von fast 90 Prozent bei mineralischen Bauabfällen verdeckt die Tatsache, dass ein Großteil der „wiederverwerteten“ Bauabfälle ohne echtes Bedürfnis in Deponien verfüllt wird. Um einen größeren Anteil der Bauabfälle der Aufbereitung zuzuführen, sollte eine Verfüllsteuer eingeführt werden. Diese sollte als Wertsteuer auf die Deponiegebühren erhoben werden (Kippgebühr). Steuerpflichtig ist die Person, die entsorgungspflichtig ist. Die Steuer sollte in etwa dem Betrag entsprechen, der bei einer Aufbereitung der Abfälle zusätzlich anfiele. Das Umweltbundesamt schlägt 10 Prozent für Boden und Steine, Baggergut und Gleisschotter und 25 Prozent für Bauschutt vor.
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Welche Chancen und Risiken bieten hier vorgestellten Maßnahmen für den Wandel zu einer klimaneutralen Gesellschaft?
Welche Herausforderungen müssen berücksichtigt werden?
Für die Sektoren "Gebäude & Wärme" und "Industrie" haben wir die Kommentierung am 18. Mai beendet.
Die Ergebnisse werden jetzt für die weitere Gesetzesarbeit ausgewertet.
Die Wiederverwendung von Baustoffen finde ich grundsätzlich sehr sinnvoll. Zusätzlich wünsche ich mir, dass statt Zement (Beton) und statt Kunststoffen und anderen nicht kompostierbaren Baumaterialien wiederverwendbares, kompostierbares Naturmaterial eingesetzt wird. Holzbauten z.B. können jahrhundertelang halten. Das Holz aus dem Abriss von Bauten aus Holz/mit Holzbalken kann einfach wiederverwendet werden. Das Raumklima in Wohnungen aus Naturmaterial ist gesünder.
Ich sehe die Gefahr, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen zu einer Verteuerung des Bauens führen (da es hauptsächlich zusätzliche Steuern sind), was wiederum die Spirale von steigenden Immobilienpreisen und steigenden Mieten anheizt, wodurch die Gesellschaftliche Spaltung gefördert werden könnte.
Als Ausgleich würde ich zusätzlich vorschlagen das Bauen mit Holz aktiv zu fördern. Dadurch wird CO2 (was die Bäume aufnehmen) dauerhaft im Haus gebunden. Die Bauindustrie erkennt diesen Trend gerad und die Holzpreise steigen enorm. Ein reduzierter Mehrwersteuersatz für Holzbauten sowie eine aktive Unterstützung von (Klimawandelresistenten) Holzanbaugebieten könnte hier helfen.
Hm... Das Klima zu schützen müsste uns doch etwas Wert sein, oder, Konstantin?
Wie siehst Du das: Wenn die Wiederverwertung von Beton & Co so viel teurer wird, nutzen die Häuslebauer vielleicht endlich einmal andere Baustoffe.
Du schreibst das ja selbst.
LG
Stimmt, aber wenn auf einmal alle von Beton & Co auf Holz und Co umsteigen, steigt der Holzpreis in astronomische höhen. Und da sollte man mit Förderung des Holzbaus gegensteuern.
Tut man das nicht, können sich viele das "Häuslebauen" nicht mehr leisten, und dann sind sie sicherlich keine Freunde unseres Gesetzespackets :)
Und für alle die in Großstädten wohnen steigen die Mieten noch mehr, wenn die Neubaupreise so ansteigen, das möchte ich auch nicht.
Es ist doch immer ein Spiel von Zuckerbrot und Peitsche. Und wenn wir nur die Peitsche nehmen (Betonbau wird teurer) wird die große Masse der Bevölkerung die Maßnahmen nicht unterstützen. Mit dem Zuckerbrot hingegen (Holzbau wird billiger) können Politiker die unsere Forderungen übernehmen schöne Reden halten und Wahlen gewinnen (und nebenbei das Klima retten) :)
Der Punkt passt jetzt hier nicht so ganz rein, aber es gibt auch (noch) kein passenderes Überthema: auch Holz ist nicht immer gleich super. Es gibt Gebäude die in Holzmassivbauweise gebaut werden und damit auch alles andere als ressourceneffizient sind. Gerade wenn der Holzbau jetzt immer gefragter wird, müssen wir extrem gut mit der Ressource Holz umgehen. Wir sehen es aktuell am Holzmarkt: es gibt enorme Preissteigerungen und -schwankungen, die Holzlager sind aktuell leergekauft und neue Bäume wachsen eben nicht mal in 1 Jahr nach. So viel besser Holzhäuser in der Ökobilanz sind im Vergleich zu Massivbauten, am meisten gebraucht wird das Holz im Ökosystem Wald zur Temperatursenkung und Verdunstungssteigerung - daher muss auch beim Holzbau ressourcenschonend geplant und gefördert werden.
Kommentare (8)
Für die Sektoren "Gebäude & Wärme" und "Industrie" haben wir die Kommentierung am 18. Mai beendet. Die Ergebnisse werden jetzt für die weitere Gesetzesarbeit ausgewertet.
Die Wiederverwendung von Baustoffen finde ich grundsätzlich sehr sinnvoll. Zusätzlich wünsche ich mir, dass statt Zement (Beton) und statt Kunststoffen und anderen nicht kompostierbaren Baumaterialien wiederverwendbares, kompostierbares Naturmaterial eingesetzt wird. Holzbauten z.B. können jahrhundertelang halten. Das Holz aus dem Abriss von Bauten aus Holz/mit Holzbalken kann einfach wiederverwendet werden. Das Raumklima in Wohnungen aus Naturmaterial ist gesünder.
Hi Christine. Vielen Dank für deine KOmmentare. Gruss Hartwig
Ich sehe die Gefahr, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen zu einer Verteuerung des Bauens führen (da es hauptsächlich zusätzliche Steuern sind), was wiederum die Spirale von steigenden Immobilienpreisen und steigenden Mieten anheizt, wodurch die Gesellschaftliche Spaltung gefördert werden könnte.
Als Ausgleich würde ich zusätzlich vorschlagen das Bauen mit Holz aktiv zu fördern. Dadurch wird CO2 (was die Bäume aufnehmen) dauerhaft im Haus gebunden. Die Bauindustrie erkennt diesen Trend gerad und die Holzpreise steigen enorm. Ein reduzierter Mehrwersteuersatz für Holzbauten sowie eine aktive Unterstützung von (Klimawandelresistenten) Holzanbaugebieten könnte hier helfen.
Hm... Das Klima zu schützen müsste uns doch etwas Wert sein, oder, Konstantin?
Wie siehst Du das: Wenn die Wiederverwertung von Beton & Co so viel teurer wird, nutzen die Häuslebauer vielleicht endlich einmal andere Baustoffe.
Du schreibst das ja selbst.
LG
Stimmt, aber wenn auf einmal alle von Beton & Co auf Holz und Co umsteigen, steigt der Holzpreis in astronomische höhen. Und da sollte man mit Förderung des Holzbaus gegensteuern.
Tut man das nicht, können sich viele das "Häuslebauen" nicht mehr leisten, und dann sind sie sicherlich keine Freunde unseres Gesetzespackets :)
Und für alle die in Großstädten wohnen steigen die Mieten noch mehr, wenn die Neubaupreise so ansteigen, das möchte ich auch nicht.
Es ist doch immer ein Spiel von Zuckerbrot und Peitsche. Und wenn wir nur die Peitsche nehmen (Betonbau wird teurer) wird die große Masse der Bevölkerung die Maßnahmen nicht unterstützen. Mit dem Zuckerbrot hingegen (Holzbau wird billiger) können Politiker die unsere Forderungen übernehmen schöne Reden halten und Wahlen gewinnen (und nebenbei das Klima retten) :)
Lieber Konstantin, danke für Deine Kritik. Entsprechende Aspekte können noch geprüft werden und ggf. einfließen. LG Oli!
Der Punkt passt jetzt hier nicht so ganz rein, aber es gibt auch (noch) kein passenderes Überthema: auch Holz ist nicht immer gleich super. Es gibt Gebäude die in Holzmassivbauweise gebaut werden und damit auch alles andere als ressourceneffizient sind. Gerade wenn der Holzbau jetzt immer gefragter wird, müssen wir extrem gut mit der Ressource Holz umgehen. Wir sehen es aktuell am Holzmarkt: es gibt enorme Preissteigerungen und -schwankungen, die Holzlager sind aktuell leergekauft und neue Bäume wachsen eben nicht mal in 1 Jahr nach. So viel besser Holzhäuser in der Ökobilanz sind im Vergleich zu Massivbauten, am meisten gebraucht wird das Holz im Ökosystem Wald zur Temperatursenkung und Verdunstungssteigerung - daher muss auch beim Holzbau ressourcenschonend geplant und gefördert werden.
Guten Abend, Malfalda,
wenn Du Dein Thema hier in unserer Plattform nicht findest, kannst Du auch einen eigenen Vorschlag reinstellen.
Das ist ganz leicht. Schau mal hier: https://beteiligung.germanzero.org/proposals?tags=Geb%C3%A4ude+%26+W%C3%A4rme
Viel Erfolg damit
Sabine vom ZeroLab-Moderationsteam